Projekt "Silent PC"
Im Mai 2002 sollte ein neuer PC her. Mein Pentium 166 war für manche Sachen jetzt langsam
doch etwas zu gemächlich unterwegs. Bei Bekannten fiel mir an deren PCs immer auf, daß
der CPU Lüfter relativ laut war. Wenn dann noch der Netzteillüfter kein ruhiger
Geselle war und die Festplatte den Soundmix durch ein Hintergrundsurren ergänzte, war die
Krachorgel perfekt. So sah ich mich nach Alternativen um und stieß auf das Thema
"Wasserkühlungen für PCs". Zuerst hielt ich das für einen waschechten Aprilscherz.
Als ich mich jedoch damit näher beschäftigte merkte ich, daß dies alles andere
als ein Scherz war.
So, nun aber an's Werk. Hier rechts zuerst ein Bild vom geschlossenen Gehäuse. Es handelt
sich um ein Chieftech "CS-2001" in metallic Blau lackiert.
Befreit von den Deckeln kommt das Innere zum Vorschein. Ganz unten rechts im Bild ist die
Wasserpumpe zu sehen, davor der Ausgleichsbehälter mit dem gelben Deckelchen. Der
Ausgleichsbehälter stellt ein Wasserreservoir zur Verfügung und sorgt gleichzeitig
dafür, daß Luft im System sich dort im Behälter oben sammelt. Oben in den
Behälter kann man wunderbar bequem Wasser nachfüllen, sollte dies einmal notwendig
sein. Rechts davor, ganz unten im Gehäuse, nochmal ein Ausgleichsbehälter, den
"Aquatube" aus blau eloxiertem Aluminium. Ihn habe ich eingebaut, um ein größeres
Wasserreservoir bereit zu halten, da gerade im Sommer doch öfters Wasser nachgefüllt
werden muß. "Öfters" meint hier alle 6-8 Wochen einmal.
Von der Pumpe geht es hoch zur Festplattenkühlung (die jedoch vorangig dafür sorgt,
daß auch die lauteste Festplatte unhörbar wird), danach weiter zu einer
hintergrundbeleuchteten Strömungskontrolle (siehe weiter unten), dann zum Radiator der das
erwärmte Wasser wieder abkühlt und hinunter zum wassergekühlten Netzteil. Das
Netzteil ist speziel für Wasserkühlung ausgelegt und kein selbstgebasteltes Flickwerk.
Bei herkömmlichen Netzteilen stehen die Kühlkörper im inneren nicht selten unter
Spannung und schließt man die jetzt via Wasserkühlkörper an die
Wasserkühlung an, setzt man so ganz flockig seinen ganzen PC unter Spannung!
Nach dem Netzteil geht es weiter zum CPU-Kühler aus Kupfer. Nach dem CPU-Kühler teilt
sich der Schlauch und geht einmal auf den Grafikkartenkühler und einmal auf den
Chipsatzkühler. Danach wird der Schlauch wieder zusammengeführt, mündet in den
Aquatube und führt schließlich wieder zurück zum Ausgleichsbehälter an der
Pumpe.
Die Wasserpumpe ist übrigens eine gewöhnliche Aquariumpumpe (Eheim 1046). Sie ist
praktisch unhörbar leise, für Dauerbetrieb ausgelegt und möchte mit 230V
betrieben werden. Moment - 230V? In einem PC? Irgendetwas stimmt da doch nicht... Ja, richtig.
Im PC werden vom Netzteil nur 12V und 5V erzeugt (genauer gesagt auch noch -12V und -5V, aber
das tut hier nichts zur Sache). Deswegen muß man das Netzkabel der Pumpe aus dem PC
heraus führen und PC mit Pumpe am besten über eine schaltbare Steckerleiste an-,
ausschalten. Das war mir jedoch zu umständlich. Ein Netzkabel aus dem PC hängen
lassen - neeeeeee! Ist ja widerlich. :-)
Daher habe ich mir an mein Netzteil ein Gehäuse mit Relais und Kaltgerätesteckdose
eingebaut. Daß Relais wird über die 12V des Netzteiles geschaltet. Schalte ich nun
den PC an, erzeugt das Netzteil eine Spannung von 12V und 5V, das Relais zieht an und schaltet
die 230V vom Netzkabel durch, zur internen Kaltgerätesteckdose. Die Pumpe läuft an.
Umgekehrt, PC aus, Netzteil erzeugt keine Spannungen mehr, Relais fällt ab, Pumpe geht aus.
Als Wasser zur Kühlung wird nebenbei bemerkt destilliertes Wasser verwendet, welchem
Korrosionsschutzmittel (hier "Glysantin Protect Plus" G38, weil es so schön blau ist...)
beigemischt wird. Undichtigkeiten gab es übrigens zu keiner Zeit! Überhaupt ist die
Gefahr seinen PC zu fluten sehr gering meiner Meinung nach. Das ganze System arbeitet drucklos.
Die Pumpe pumpt das Wasser nur zum höchsten Punkt (Radiator) und von dort läuft es
der Schwerkraft folgend wieder von selber herunter. Nichstdestotrotz sind alle Schlauchverbindungen
mit Überwurfmuttern gesichert oder Kabelbindern. Aber selbst ohne Überwurfmutter
oder Kabelbinder muß man schon etwas rupfen an den Schläuchen, um sie wieder ab zu
bekommen.
Nachfolgend noch ein paar Detailaufnahmen:
Alles in allem war dies zwar kein billiger Spaß, die Komponenten sind jedoch günstig
und Preiswert, im Sinne von "ihren Preis wert". Der Arbeitsaufwand ist nicht zu verachten, um
nicht zu sagen immens! Alleine das Netzteil mit Relais und Kaltgerätebuchse auszurüsten,
hat mich drei Stunden Zeit gekostet. Ebenso das Gehäuse oben für die Lüfter
auszusägen und Radiator und Lüfter einzubauen, dauerte drei weitere Stunden. Alles in
allem hing ich ca. drei Tage an dem Rechner. Im nach hinein gesehen hat sich die Sache jedoch
gelohnt. Ergebnis ist ein sehr leiser Rechner, der auch im Hochsommer keine Hitzeprobleme
bekommt.
Wassergekühltes Netzteil
Ein wassergekühltes Netzteil macht in einem Rechner mit Wasserkühlung durchaus Sinn.
Auch ist die Tatsache, ein absolut stilles Netzteil in seinem Rechner zu haben, ohne
irgendwelche nervenden Lüfter schon etwas geniales. Nichtsdestotrotz kann ich von
lüfterlosen Netzteilen derzeit nur abraten!
Das Netzteil, welches ich verbaut hatte (Bild, siehe oben), ist das derzeit einzig
zugelassene Netzteil mit Wasserkühlung. Alle anderen wassergekühlten Netzteile sind weder
offiziel geprüft noch offiziel zugelassen und beruhen mehr oder weniger auf "Basteleien".
Diese können durchaus funktionieren, da jedoch im Netzteil die Kühlkörper meistens unter
Spannung stehen, kann man so wunderbar den ganzen Rechner unter Strom setzen, wenn man
diese Kühlkörper an den Wasserkreislauf der Wasserkühlung anschließt.
Netzteile ohne Lüfter werden prinzipbedingt relativ warm, um nicht zu sagen verdammt
warm! Die Folge ist ein schnellerer Verschleiß der Bauteile im Netzteil, insbesondere der
Kondensatoren. Daraus resultiert ein schnelleres Ableben des Netzteils. So ist das auch mir
mit obigem Netzteil passiert. Nach 1 1/2 Jahren fing mein Rechner beim Booten an mucken zu
machen und das Netzteil rappelte die ersten paar Minuten nach dem Einschalten, bis es
auf Temperatur war. Irgendwann quittierte das Netzteil dann ganz seinen Dienst und der
Rechner blieb aus. Für 160.-EUR die das Netzteil kostete, war dies ein sehr teurer Spaß!
Kauft euch lieber ein Netzteil mit Lüfter. Die sind günstiger und leben deutlich länger.
Auf dem Markt gibt es außerdem sehr leise Netzteile, die auch kaum hörbar sind von der
Lautstärke her.
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Eheim Mod I und II
Die Wasserpumpe von Eheim in der 230V und auch in der 12V Ausführung unterscheiden sich
technisch nicht, außer eben in der Spannungsaufnahme. Bei beiden Pumpen kann es jedoch nach
einiger Zeit eine gewisse Geräuschentwicklung geben, vorzugsweise wenn viel
Wasserkühlkörper im System verbaut sind. Jedenfalls mußte ich das in meinem System feststellen
und zwar sowohl bei der Eheim 1046 (220V), als auch bei der 12V Ausführung. In zwei
weiteren PCs die mir bekannt sind und ebenfalls diese Pumpen in einer Wasserkühlung werkeln,
herscht jedoch seit Jahr und Tag Ruhe. Allerdings gibt es dort "nur" CPU, GPU und Nothbridge
Kühler und natürlich ein Radiator.
Das Geräusch das einem den letzten Nerv rauben kann, macht sich entweder durch ein lautes
Klackern, oder ein etwas leiseres Rappeln bemerkbar - wenn es ganz dumm läuft sogar beides
gleichzeitig. Für beide Geräusche gibt es einen Mod.
Eheim Mod I
Dem lauten Klackern kann man am besten mit etwas Teflon-, Isolier- oder einfach Klebeband
begegnen. Zuerst schraubt man das Vorderteil der Pumpe (auf der Saugseite )ab, auf der auch der
Ausgleichsbehälter aufgesteckt ist. Das Teil ist mit einem Karabinerverschluß versehen und muß
einfach nur 1/4 Umdrehung gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden. Danach sieht man im inneren
der Pumpe ein grünes Flügelrad und eine weiße Keramikwelle. Die Welle bitte vorsichtig
behandeln (Bruchgefahr)! Das Flügelrad zieht man einfach mitsamt Innenleben heraus. Dieses
Innenleben besteht aus einem Läufer mit Dauermagneten und eben dem Flügelrad. Das
Flügelrad ist einfach aufgesteckt und läßt sich abziehen, wenn man die beiden Hälften
der Haltung etwas zusammendrückt. Dort wo sich das Flügelrad im aufgesteckten Zustand
normalerweise befindet wickelt man jetzt ein paar Lagen Teflonband auf, steckt danach das
Flügelrad wieder auf und baut alles wieder zusammen.
Sinn der Aktion ist folgender:
Das Flügelrad ist bewußt beweglich auf den Läufer montiert und nicht starr, damit beim
Anlaufen der Pumpe sich der Läufer frei bewegen kann, um sauber anzulaufen. Die Pumpe
hat nämlich keine feste Drehrichtung und es ist egal, ob das Flügelrad rechts oder links
herum dreht. Sie saugt immer vorne an und drückt immer oben das Medium heraus.
Dieses Spiel unterbindet man mit dem Teflonband und verbindet das Flügelrad fest mit
dem Läufer. Damit ist das Klackern weg, allerdings ist das Risiko etwas erhöht, daß die Pumpe
nicht anläuft und im dümmsten Fall durchbrennt. Allerdings muß ich sagen, daß mir dies
persönlich nie passiert ist und die Pumpe trotz Mod über Jahre immer anlief.
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Eheim Mod II
Beim Eheim Mod II zerlegt man wie beim Mod I die Pumpe, läßt aber das Flügelrad auf
dem Läufer. Stattdessen widmet man sich dem Dauermagneten auf dem Läufer. Diesen trocknet
man gut ab und fixiert den Magneten mit Sekundenkleber fest auf dem Läufer. Danach wieder
alles zusammenbauen und fertig.
Der Magnet ist ab Werk schon fest mit dem Läufer verbunden. Es kann jedoch im laufe der Zeit
passieren, daß er sich minimal lockert und ganz, ganz wenig Spiel hat. Das merkt man, wenn man
den Magneten auf dem Läufer in Drehrichtung hin und her bewegt. Dieses minimale Spiel reicht
jedoch, um ein nerviges Rappeln zu verursachen.
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